Quilten

Info: für 2020 gehen die Decken mit der diesjährigen Kesselaktion nach Jordanien.

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Es wird gequiltet und gestrickt – die W-Fragen, und ein paar Antworten

Seit 2011 ist etwas in Bewegung geraten, worüber einige hoch erfreut sind, während andere nur den Kopf schütteln. Zuerst bildete sich eine Quiltgruppe, kurz darauf die zweite, und jetzt besteht schon die dritte. Für die MERK 2012 wurden Socken für Projekte in Serbien und Albanien gestrickt, die StrickerInnen wollten/konnten nicht aufhören, SMM Nothilfe suchte Abnehmer für die Socken, und seither finden sich immer mehr Strickende an verschiedenen Orten zusammen.

Was?

Es wird gequiltet. Das heisst, Stoff (vorwiegend Baumwolle, kein Tricot/Jersey) wird gesammelt, gewaschen, in Quadrate geschnitten und nach Farben sortiert, dann farblich zusammengestellt für das Deckenoberteil. Die Quadrate werden zusammengenäht und gebügelt, dann wird das Oberteil mit Vlies und dem Hintergrundstoff ausgelegt und zusammensteckt. Dann wird die Decke mit den drei Lagen an den Kreuzungspunkten zusammengeknotet, und die Kante wird versäubert. Die Maßangaben sind von MCC gegeben, und wir halten uns möglichst an diese.
Es wird gestrickt, zum Teil von Einzelnen zu Hause, zum Teil in Gruppengemeinschaften: vor allem Socken, aber auch Decken, und seit neuem hat das MCC Büro im Libanon nach Babymützen für den Winter gefragt.
Beim Quilten und Stricken wird mal geredet, mal schweigsam gearbeitet, und gerne gelacht. Schnell merkt man bei uns, hier geht es um etwas Vielschichtiges – auch (aber nicht nur) um Decken nähen für Menschen in Not. Ganz nebenbei recyceln wir auch Textilien, wir pflegen unser Hobby und unsere Beziehungen, wir entwickeln unsere Kreativität, und vieles mehr.

Wozu?

Fertige Decken und Strickware werden in den Gemeindelokalen gesammelt und dann mit Projekten der SMM Nothilfe via MCC verschickt, in Krisen- und Katastrophengebieten wie zum Beispiel bei unserer letzten Lieferung in den Libanon, wo das MCC in den Flüchtlingslagern und im naheliegenden Kriegsgebiet tätig ist.

Warum?

Für Menschen in Not. Diesbezüglich wird die Wirtschaftlichkeit dieser Gruppen gerne in Frage gestellt. Zu Recht, wenn man nach westeuropäischen Normen und Löhnen denkt. Geld spenden und vor Ort einkaufen wäre doch viel wirtschaftlicher, haben wir schon öfters zu hören bekommen. Stimmt, wenn man mit Zahlen und Stundenlöhnen rechnet. Wenn wir alle viel Geld hätten, und wenn Geld spenden die allerbeste Lösung wäre, würden wir das sicher alle machen. Tatsache ist jedoch, nicht alle in unseren Gemeinden haben sehr viel Geld zu Verfügung. Einige Menschen unter uns leben mit relativ wenig Geld, und können nicht viel davon spenden. Dafür geben sie ihre Zeit und ihre Fähigkeiten, um Menschen in schwierigen Situationen mitzuteilen, dass sie nicht vergessen sind. Diese Botschaft kommt über diesen persönlichen Einsatz tatsächlich (in der Tat!) an und hat einen Einfluss bei diesen Menschen, wie wir aus Berichten des MCCs immer wieder hören. Das MCC nimmt diese Gaben gerne an, weil es über Jahrzehnte gute Erfahrungen damit gemacht hat, nicht nur mit Geldspenden. Auch ist es nicht immer möglich, vor Ort einzukaufen. In vielen zerstörten Gebieten ist es sogar schlicht unmöglich, einzukaufen. Aber wir wissen, dass das MCC nach Möglichkeit die lokale Wirtschaft unterstützt. Das Thema „Wirtschaftlichkeit“ ist über Jahrzehnte ein Dauerthema bei MCC, und dort kommt man immer wieder zum Schluss: man braucht beides, Geldspenden sowie praktische, mit Herzblut verflochtene Leistungen der Geber. Man überlegt bei MCC sehr genau, was man wo hinschickt.
Eine weitere Antwort zum Warum kommt erst nach und nach. Vielen Teilnehmrinnen ist aufgefallen, dass diese Beschäftigung auch uns beeinflusst. Wir hören Nachrichten anders. Plötzlich sehen wir auf eine Art und mit einem Blick, wie wir vorher nicht gesehen haben. Während der Arbeit sind unsere Gedanken und Gespräche oft bei den Leuten, die diese Decken gebrauchen werden. Während Nadel und Faden durch die Finger gleiten, bleiben uns Themen auf der Hand liegen und drängen sich in unsere Gespräche auf: über Krieg und Flüchtlinge; über unsere Wegwerfgesellschaft; über die Wertlosigkeit der Textilien und die mangelnde Wertschätzung dieser Arbeit, dieser Industrie in unserem Land; über die Schönheit vieler alten Textilien, die uns zur Verwertung geschenkt werden; über den Wandel, der in diesem Bereich in unserem Land während den vergangenen Jahrzehnten stattgefunden hat; und über vieles mehr reden wir. Auch über unseren Alltag und was uns sonst bewegt, tauschen wir uns aus und vertiefen so unsere Beziehungen. Es wird viel gelacht und wir haben schlicht eine gute Zeit. Erstaunlicherweise wird nicht getratscht (das war mein persönliches Vorurteil gegenüber Frauengruppen).

Wer?

Frauen aller Generationen kommen so zusammen. In allen drei Gruppen sind auch Menschen von außerhalb den Gemeinden dazugekommen. In Brügg zum Beispiel sind es Flüchtlingsfrauen, die so Freundschaften geschlossen haben. Sie lernen Deutsch, lernen zu stricken oder zu quilten, geben ihre Kenntnisse weiter, und bereichern die Gruppe. In allen drei Gruppen beteiligen sich Frauen von außerhalb den Gemeinden. Männer sind bisher eher rar (jedoch auch schon anwesend) gewesen und sind herzlich willkommen – Nähmaschinen haben auch Gas-Pedale! In Nordamerika ist diese Mitarbeit bei MCC schon längst nicht nur den Frauen vorbehalten.
Falls Du mal hereinschauen willst, kontaktiere die verantwortlichen Personen im nächsten Abschnitt.

Wann und wo?

Region Jura: Mont-Tramelan, im alten Schulhaus. Gequiltet wird am Montagabend 19:30-10:00 und Dienstagnachmittag 14:00-17:00, immer abwechselnd eine Woche montags, die nächste Woche dienstags. Kontaktpersonen für die Quiltgruppe sind Anne-Catherine Gerber (032 487 3114) und Nelly Gerber (032 487 3174). Die Kontaktpersonen für die Strickgruppen sind Marthe Brechbühler (032 487 5418) und Karin Gerber (032 487 6751).
Brügg bei Biel: Im Gemeindehaus der Mennoniten in Brügg. Quiltzeiten: 19:00-21:00 im neuen Gemeindehaus. Strickcafé einmal im Monat, samstags, 14:00-16:30 im Cambio. Die Kontaktperson für beides ist Therese Brögli (032 489 1781).
Region Basel: Gequiltet wird im Sunnehuus, das Alterswohnhaus der Gemeinde Schänzli, im Estrich des Gebäudetrakts A, Pestalozzistrasse 8, Muttenz, jeden Mittwoch 19:30-21:30. Eine Tagesgruppe ist in Planung. Die Kontaktperson für die Quiltgruppe ist Mari Friesen (061 461 5670), und die Kontaktpersonen für Strickinteressierte ist Sylvia Isaak-Hofer (061 461 1564).
Region Bern: Noch besteht keine Quiltgruppe, nur lauter Interessenten. Gestrickt wird aber fleissig! Die Kontaktperson für beides ist Marianne Rediger (031 722 0755).
Zusätzlich arbeiten viele Einzelpersonen zu Hause in der gemütlichen Stube und liefern ihre Produkte bei den Verantwortlichen ab. Vielen Dank! Und eine herzliche Einladung an alle Interessierte, mal näher an das Projekt heranzutreten!
Mari Friesen

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